Kirchliche Entwicklung
Christliche Kapellen wurden zu erst in der Nähe der römischen Heerstraßen errichtet. Auf der Dreiborner – Hochfläche werden zur Zeit Karl des Großen schon eine Kapelle „a Dreyborna“ oder „At- sanctam Walburgam“ als erste geweihte christliche Stätte auf dem Gebiete der heutigen Stadt Schleiden erwähnt. Im ausklingenden Mittelalter wird über Hausgeistliche an der Kapelle in der Burg berichtet. Ein Turm und eine Kapelle an der Dorf-Linde auf dem „Gassenhövel“wird genannt. 1461 stiftet Elsa von Brohl die Witwe des Dreiborner Burgherren Wilhelm von Vlatten für den Unterhalt eines Priesters an dieser Kapelle die „Nemmenicher Kornrente“. Jährlich sollen von ihrem Gut in Nemmenich 7 Malter Korn und von ihrem Gut in Schnorrenberg 9 Malter Korn, zu Gunsten der Kapelle nach Dreiborn geliefert werden.
Wenn das nicht ausreicht können noch 8 Malter Korn von dem Hof in Ülpenich, dem Damshof, dem Gut des Ritters von Hatzingen, dazu ordiniert werden.
Dafür sollen auf dem Altar der Dreiborner Kapelle wöchentlich 3 heilige Messen für alle Untertanen, besonders für Herrn Wilhelm von Vlatten und seine Freunde und die Seelen ihrer Frauen gelesen werden. Es soll auch zu aller Gunsten die Reliquie des heiligen Georg verehrt werden. Die Schöffen von Dreiborn sollen Macht haben zu allen Zeiten einen Priester an der Kapelle einzustellen.
Die Kapelle auf dem „Gassenhövel“ bekam im laufe der Jahrhunderte immer mehr Rechte. 1731 wird eine kleine Glocke angeschafft, Gewicht 50 Kilo. Bald durften die Dreiborner und Berescheider in der Kapelle getauft, getraut und auf dem Kirchhof daneben beerdigt werden. 1804 wird die Kapelle von der Mutterkirche in Olef gelöst an welcher die Herren von Dreiborn einen Priester nach ihrem Wohlgefallen einsetzen konnten. Dreiborn und Berescheid hatten nun eine eigene Pfarrkirche. 1868 am Feste des heiligen Wendelinus dem 2. Pfarrpatron wurden drei neue Glocken geweiht. Diese Glocken wurden keine 25 Jahre alt. Die Größte, die Totenglocke, wurde von einem vermögenden Junggesellen mit der Maßgabe gestiftet, das diese auch bei „armen Begräbnissen“ läuten soll. Als sich daran nicht gehalten wurde sagte er, wenn die Glocke ertönte, „Ich wönschen du zerbääsch“ (ich wünsche du würdest zerspringen)
Als im Jahre 1892 der Glockenstuhl brannte brachte die aufsteigende Hitze die Glocken
zum schwingen mit einem schrillen Ton fiel schließlich die Totenglocke herunter und zersprang.
Der Wunsch des Stifters war in Erfüllung gegangen. Die alte Kirche auf dem Gassenhövel wurde bald abgebrochen, den Turmstumpf ließ man als Friedhofskapelle stehen.
Die neue Kirche an der Kreng. 1889 waren nahezu 42000 Goldmark angespart, die Grundstücks Angelegenheiten waren geregelt und der Kirchenvorstand glaubte kapital kräftig genug zu sein um mit dem Kirchenbau zu beginnen. Schon 1894 wurde die neue Kirche eingeweiht. Gott sei dank kam es nicht zum kleinsten Unfall. Vier neue Glocken wurden gespendet. Für 6900 Goldmark wurde eine neue Orgel eingebaut. Der Turm der Kirche ist 48m hoch und in der Kirche ist für 500 Menschen platz. Der Erbauer der Kirche Dechant Anton Bogen feiert in der neuen Kirche sein 50 jähriges Priesterjubiläum es waren 20 geistliche Herren anwesend. Der Jubilar wurde mit dem „roten Adlerorden“ ausgezeichnet.
Im hohen Alter wollte er Dreiborn zum Wallfahrtort machen. Auf dem Meiling soll die Muttergottes erschienen sein. Man hatte dort schon eine Grotte gebaut und die ersten Pilger kamen. Der Bischof in Aachen hat die Hoffnung der Frommen dann zunichte gemacht. Zur Jubelfeier anlässlich des 100 jährigen bestehen der Pfarre Dreiborn Berescheid im Jahre 1904 wurde eine Festschrift herausgegeben. Darin heißt es: Die Heiligen Figuren in der alten Kirche waren fast schreckhaft anzusehen. Verschrobene Gestalten, verehrten unsere Alten. Die Orgel schrie und brüllte vor alter gräulich falsch. Als die Kirche brannte und die neue fertig war,
rieb man sich froh die Hände, endlich war es zu Ende mit dieser Kirchen Plage. Und dann voller Stolz: Die neue Kirche ist herrlich! Schaut den Turm! Den stolzen Riesen! Nirgends sieht man ähnlich diesem einen Turm auf Höhen stehen! Ohne zu prahlen, konnten wir alles selbst bezahlen!
Im ersten Weltkrieg 1914-18 waren Kanonen wichtiger als Kirchenglocken, diese wurden für Kriegszwecke beschlagnahmt. 1919 wurde der Josefchor als Männerchor gegründet. Drei neue Glocken wurden angeschafft. 1930 wurde eine Koksheizung eingebaut. 1935 wurde die Turmuhr angebracht. 1942 wurden die Glocken zum zweiten mal beschlagnahmt. 1945 wurde die Kirche tagelang zum Zufluchtsort im Frongebiet, man wärmte sich mitten in der Kirche an einem Feuer indem man Kirchenbänke verbrannte.
1950: die Kriegsschäden waren zum Teil behoben, vier neue Glocken wurden geweiht. 1960 wurde die fünfte Glocke geweiht, 1961 eine Ölheizung installiert. Neue Fenster wurden eingebaut. Die Kirche erhielt einen neuen Innenanstrich „Heiligen Figuren“ waren nicht mehr gewünscht. Weil die Dreiborner diese unbedingt behalten wollten, mussten sie ihres Glanzes beraubt und mit einer Zementbrühe überstrichen werden.
Nach Jahren, als die Bilderstürmer sich etwas beruhigt hatten durften die Figuren etwas aufgewertet werden, ein leichter Farbton war erlaubt. Nun sahen sie aus wie schokoladenfarbene Osterhasen. In den 1970er Jahren wurde die Kirche gemäß der neuen Liturgieordnung umgestaltet. Nach langem hin und her, durften die Dreiborner ihre Heiligen behalten und wieder farbenprächtig anstreichen lassen. Im Jahre 1980 wurde das 175 jährige Pfarrjubiläum gefeiert. In einer „Wegwurf-Litanei“ wurde aufgezählt was alles aus der Kirche entfernt worden war. Der Hauptaltar, drei Nebenaltäre, die Kommunionbank, der Predigtstuhl, der Beichtstuhl, die Kreuzwegstationen. Doch wer hätte das gedacht?
Auf Druck von Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat schmückten bald ein Marienaltar und die Figuren der Evangelisten aus dem alten Hauptaltar den Kirchenraum. Auch die Heiligen wurden wieder Salonfähig. Als 1994 aus Anlas des 100 Jährigen Bestehen, unser Gotteshaus aufwendig saniert wurde, stellten Kunstsachverständige fest, der Anstrich der Figuren war zu grell ausgefallen. Der Lack musste herunter.
Wie vor 100 Jahren haben unsere steinernen Zeitzeugen wieder das gewisse etwas. Wohlwollend, so hoffen wir, sehen sie von ihren Sockeln auf uns und unser Getue herab. So schön unsere Kirche auch ist und wie herrlich die neue Orgel auch klingt, sie ist für die Dreiborner Christenheit zu groß geworden! In unserer Zeit spricht man von „U-Boot“ Christen, sie sind noch da, aber oft auf Tauchstation. Viele tauchen nur zu Weihnachten, in der heiligen Nacht kurz auf.
Dann ist unsere Kirche zu klein! 28 Priester oder Mönche waren von 1461 bis zur Pfarrerhebung an der Kapelle in Dreiborn tätig. An der Pfarrkirche auf dem Gassenhövel haben 12 Pfarrer die heilige
Messe gelesen. An der neuen Kirche an der Kreng wirkten 10 Pfarrer.
Heute im Jahre 2011, also seit 550 Jahren haben sich 50 Priester um das Seelenheil
der Dreiborner und Berescheider bemüht.
Vielen Dank an dieser Stelle an Alfred Wolter für die Verfassung dieses Textes.